Pferderennen, Carl Rieder

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Künstler: Carl Rieder

Tuschzeichnung orig., 48 x 32cm (Rahmenmaß 62 x 52cm)

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Beschreibung

Carl Rieder wurde als Sohn des in einer Tabakfabrik tätigen Werkmeisters Stefan Rieder und seiner Frau Maria, geb. Purner, geboren. Nach der Grundschule besuchte Rieder ab 1911, dem Wunsch seiner Eltern nach einer Ausbildung zum Geistlichen folgend, das fürstbischöfliche Gymnasium Vinzentinum in Brixen, verließ die Schule jedoch ein Jahr später bereits wieder auf Grund nicht ausreichender Leistungen in den Fächern Latein und Mathematik. Zurück in Schwaz durfte Rieder 1912 bei dem Kunstmaler August Johann Wagner (1864–1935), Absolvent der Wiener Kunstgewerbeschule, in die Lehre gehen. 1913 bis 1916 besuchte er die Staatsgewerbeschule Innsbruck, unter anderem bei Franz Burger, während des Krieges unterbrochen von seinem Einsatz bei der Staatsbahn von 1914 bis 1915. 1916 wurde er als Kaiserschütze zur Dolomiten-Front beordert, wo er durch einen Lawinenunfall am Tonalepass im September 1918 auf dem rechten Auge erblindete. Durch unermüdliche Arbeit gelang es ihm dieses Handicap beim Zeichnen auszugleichen. 1919 bis 1920 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei Peter Halm, und bis 1921 an der Staatlichen Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums (seit 1924 Vereinigte Staatsschulen für freie und angewandte Kunst) bei Emil Orlik und Emil Doepler. Für den Tiroler Schriftsteller Hans Schrott-Fiechtl illustrierte er 1920 dessen Novelle Al fresco.

1921 kehrte Rieder nach Schwaz zurück und heiratete im darauffolgenden Jahr die aus dem Ort stammende Maria Mair. 1924 wurden Tochter Maria und 1925 Sohn Maximilian geboren. Neben seiner freiberuflichen künstlerischen Tätigkeit war Rieder auch von 1928 bis 1939 als Zeichenlehrer an der örtlichen Gewerblichen Fortbildungsschule tätig. Daneben engagierte er sich gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Alois Norer, Josef Prantl und Jakob Rappel, unter anderem als Schriftführer, in der 1929 gegründeten Ortsgruppe Schwaz des seit 1908 bestehenden Vereines für Heimatschutz in Tirol. Die Gründung eines Heimatmuseums im Jahr 1931 und die Bemühungen um die Schwazer Baudenkmäler folgten dem Vereinszweck „Rettung, Bewahrung und Förderung von Althergebrachtem“. Die Museumsbestände stammten aus einer privaten Sammlung, Nachlässen ortsansässiger Künstler und Leihgaben aus der Bevölkerung. Seine wachsende Bekanntheit und der Großauftrag über die Entwürfe für 14 Fenster der Kirche im Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz im Jahr 1931/32 ermöglichten ihm, künftig den Lebensunterhalt seiner Familie durch zahlreiche Auftragsarbeiten für Glasfenster und Fresken im sakralen Bereich zu sichern.

Beim Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland wurde er auf Grund seiner im Ständestaat ausgeübten Funktion als Bezirksführer der Ostmärkischen Sturmscharen als politisch unzuverlässig eingestuft und 1939 aus dem Schuldienst entlassen. Im August 1939 wurde Rieder zur deutschen Wehrmacht einberufen, wo er beim Stab des Landesschützenbataillons 925 diente, wurde aber 1941 auf Antrag des Landeskonservators Oskar Graf Trapp freigestellt, um die Ausgestaltung der Pfarrkirche Ehrwald zu beenden. Rieder nahm mit drei seiner Gemälden an der 3. „Gau-Kunstausstellung Tirol-Vorarlberg“ im Sommer 1942 in Innsbruck teil, wie die meisten der bekannten Tiroler Künstler und Künstlerinnen, deren Malerei inhaltlich und formal den Kunstvorstellungen des Nationalsozialismus entsprach. Von 1942 bis zum Ende des Krieges war er beim Zollgrenzschutz an der schweizerischen und italienischen Grenze tätig.

Nach dem Krieg wurde Rieder neben Entwürfen zu Glasfenstern für Kirchen auch mit der künstlerischen Ausgestaltung von Profanbauten sowie von privaten Auftraggebern betraut. Bis Ende der 1970er Jahre schuf er eine große Anzahl an Fassadenmalereien, Entwürfen zu Kirchenfenstern und Fresken in Kircheninnenräumen.

Rieder war einer der vielseitigsten Schwazer Künstler und schuf im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit zahllose Entwürfe und Kartons zu Glasmalereifenstern, Mosaiken, Fresken, Sgraffiti sowie zahlreiche Gemälde und war mit Illustrationen für Bücher, Kalender und Zeitschriften auch als Grafiker tätig. Rieders Entwürfe und Kartons wurden von der Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt umgesetzt. Für die Theateraufführungen der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung (K.Ö.St.V.) Frundsberg malte er Bühnenbilder.

„Von großer künstlerischer Bedeutung sind auch die in den Jahren 1929/30 nach Kartons des Schwazer Malers Carl Rieder ausgeführten Glasmalereifenster der Kirche, die für die Abkehr vom Historismus und die weitere Entwicklung der Glasmalereikunst in Tirol richtungsweisend waren. Er vollzog einen radikalen Bruch mit der traditionellen Glasmalerei und schuf sowohl groß angelegte Bildfenster wie auch große Ornamentfenster und Farbkompositionen, die durch eingestreute Symbole, Farbwerte, Farbrhythmen oder Farbbewegungen neue Wege zur Aussage geistlicher Inhalte suchten“.

Es finden sich neben Secessionismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit auch Einflüsse der Beuroner Schule in seinen Werken. „Während in seinen Glasmalereifenstern zunächst ein starker expressionistischer Zug zu finden ist, stehen seine Fresken von Anbeginn in der Tradition der Neuen Sachlichkeit“.

Zusätzliche Informationen

Gewicht 1 kg
Größe 62 × 1 × 52 cm